Intermediale Kunsttherapie

«Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar.» (Paul Klee)
«Ich habe nicht alles gesagt, aber ich habe alles gemalt.» (Giovanni Segantini)

 

Dieser besondere methodische Zugang wurde u.a. von Paolo Knill am Lesley College, Arts Institut, Cambridge, MA, USA, vor mehr als 30 Jahren begründet.

Seit 1992 wird diese Methode auch am Institut EGIS/ISIS in Zürich und an der Hochschule EGS in Leuk, Wallis, gelehrt. Die Ausbildungsstruktur orientiert sich an den Kriterien der neuen Erwachsenenbildung und vernetzt theoretische, künstlerische sowie methodische Inhalte mit persönlichkeitsfördernden Aspekten der Studierenden.

Der psychotherapeutische Ausbildungszweig des Instituts ist vom Schweizerischen PsychotherapeutInnen Verband (ASP) anerkannt.

Allgemein

Die Intermediale Kunsttherapie beruht auf den Traditionen der Künste. Sie bezieht in ihrer Anwendung künstlerische Medien wie Malen und bildnerisches Gestalten, Bildhauerei/Töpfern, Bewegung, Tanz, Theater, Poesie/Prosa und Musik in die therapeutische Begegnung mit ein.

Zentraler Bestandteil dieser Therapierichtung sind der Einsatz, die Verbindung und die Kombination von Ausdrucks-, Spiel- und Gestaltungsmöglichkeiten aller Kunstdisziplinen. Deren spezifische Modalitäten (Bild, Ton, Spiel, Bewegung, Wort, Handlung) bewirken Sensibilisierung und Aktivierung des ganzen Wahrnehmungssystems. Durch spielerisches, kreatives Handeln im künstlerischen Prozess werden vorhandene Ressourcen gestärkt sowie neue Perspektiven und Sichtweisen ermöglicht. Durch die kunstorientierte Dezentrierung (weg von bekannten, alltagssprachlich geprägten Problem- und Fragestellungen in einen Gestaltungsraum) wird die Imagination zur Lösungsorientierung genutzt.

Die therapeutische Beziehung wird um das künstlerische Werk zu einer Triade, einem «Dritten», erweitert und birgt in sich Momente der Überraschung als Anstoss zu Einsichten und Veränderungen.

Therapeutinnen und Therapeuten, die mit dieser Therapieform arbeiten, betrachten die Förderung des menschlichen Ausdrucks als wichtigen Aspekt im therapeutischen Prozess. Es ist ein ganzheitlicher Ansatz, das heisst, der Mensch wird in seiner Einheit als Körper, Geist und Seele verstanden beziehungsweise angesprochen. Der Hilfe suchende Mensch, der diese Therapieform wählt, wird sorgfältig und achtsam zum Ausdruck seiner inneren Befindlichkeit geführt; so wird das Anliegen, mit seinen mehr oder weniger bewussten Aspekten, spürbar, hörbar, sichtbar, das heisst wahrnehmbar und wird durch diese innere Suchbewegung zu einem relevanten «Dritten», dem künstlerischen Werk, erweitert. Das Werk (hier auch im Sinne von Wort, Ton, Bewegung, Gestaltung, Spiel) birgt in sich Momente der Überraschung, als Anstoss zu Einsichten und Veränderungen, mit und an denen gearbeitet werden kann.

Es sind keine Vorkenntnisse in einer dieser Kunstrichtungen notwendig.

Ausbildung und berufliche Erfahrungen

Bereits während der Ausbildung zur Ergotherapeutin und dann vor allem bei meinem Berufseinstieg (1977) wurde mir klar, dass meine therapeutische Haltung sowie meine Beziehungsfähigkeit die wichtigsten Instrumente in meiner therapeutischen Arbeit waren (und noch immer sind). Ich konnte meine Arbeit in der mir eigenen Art und Weise nur dann leisten, wenn auch ich mich mit meinen persönlichen Themen auseinandersetzen würde.

In dieser Zeit fand ich vorerst zum Psychodrama. In den darauffolgenden Jahren habe ich mir, neben der persönlich tiefgreifenden Erfahrung und dem damit verbundenen Veränderungsprozess im Sinne einer Lehrtherapie, auch praktisches und theoretisches Wissen angeeignet, das es mir heute ermöglicht, in einfacher Form (Rollenspiel, Zwiegespräch, Arbeit mit dem Bild etc.) diesen Ansatz in meine therapeutische und supervisorische Arbeit einzubeziehen. Das Psychodrama wurde zu einem wunderbaren Einstieg in meine persönliche und berufliche Weiterentwicklung.

Mehr dazu:
www.psychodrama.ch

Nach zweijähriger Arbeit an der Psychiatrischen Universitätsklinik Bern wurde es immer dringender, mich nach einer weiteren Therapieausbildung umzusehen.

Es zeigte sich, dass ich mit meinem ergotherapeutischen Zugang und dem damit verbundenen «kunsthandwerklichen Rüstzeug» für den Bereich der Langzeitbehandlung gut ausgebildet war. Da ich aber zunehmend auf den akutpsychiatrischen Abteilungen arbeitete, bot er mir in der Begleitung von Menschen in akut-psychiatrischen Krisensituationen zu wenig Flexibilität und therapeutische Relevanz. Damals (1979) war die spannende Zeit eines allgemeinen therapeutischen Aufbruchs in der Psychiatrie, und so begann ich nach einem erweiterten therapeutischen Zugang zu suchen, der, unter anderem, einen unmittelbareren Bezug (innerhalb der Gruppe der Teilnehmenden und in der direkten Reflexion der persönlichen [Krisen]-Situation des Patienten/der Patientin) bieten konnte und sich auch in die «Milieutherapie» (die nun vermehrt auf den Abteilungen eingeführt wurde) gut einbetten liesse.

Bei dieser Suche begegnete ich Paolo Knill, der am Lesley College Arts Institut, Cambridge/USA, die Intermediale Kunst- Ausdruckstherapie (heute: Intermediale Kunsttherapie) entwickelt hatte und dort auch lehrte. Ich begann die Ausbildung im Jahr 1980 und absolvierte einen Teil des Vollstudiums (inklusive Praktikum im Lemuel Shattuck Hospital, Jamaica Plains, Boston, USA) in Amerika.

Die mir noch fehlenden Ausbildungsjahre absolvierte ich in der Schweiz, wo ich wieder in der Psychiatrischen Universitätsklinik in Bern arbeitete und, unter Supervision von Prof. Dr. Hans Brenner sowie Paolo Knill, das Gelernte auf «schweizerische Verhältnisse» umzusetzen begann. Es war eine spannende Zeit und die Zeit einer tiefgreifenden Veränderung in meinem beruflichen Selbstverständnis. Der Klinikalltag und die da geltenden Vorgaben wurden mir zu eng, deshalb entschloss ich mich 1985 zur Gründung einer Praxis, in der ich als Therapeutin und Supervisorin selbständig arbeiten konnte.

In den Jahren 1993 bis 1997 übernahm ich eine Ausbildungs-Assistenz am Institut ISIS, Zürich (Institut für Selbständige Interdisziplinäre Studien), welches 1984 in der Schweiz gegründet worden war und das mit dem Art‘s Institut in Cambridge/USA zusammenarbeitete. Die Ausbildung in der Schweiz ist berufsbegleitend aufgebaut und dauert drei Jahre. Als Assistentin durchlebte ich so die Ausbildung noch einmal, aber in einer anderen Rolle; so konnte ich auch den theoretischen Hintergrund «europäisiert» noch einmal aufnehmen und vertiefen.

In den USA hatte ich in Studium und Praktikum fast ausschliesslich mit Künstlerinnen zu tun, die sich (genau umgekehrt zu meinem beruflichen Werdegang) in einem zweiten beruflichen Schritt noch in Psychologie ausgebildet hatten. Gerade diesem Umstand verdanke ich viel. Die Begeisterung der DozentInnen beziehungsweise MitstudentInnen für ihre jeweilige Kunstform sprang auf mich über und weckte vor allem «die Künstlerin in mir». Ich erfuhr die Kraft des künstlerischen Ausdrucks in seiner unmittelbaren ressourcenorientierten und heilenden Wirkung an mir selber. Meine Ängste und Zweifel («ich kann das doch nicht») wurden einfach weggefegt und ich ganz selbstverständlich mitgenommen in diese spannende sowie begeisternde Welt.

Hinführen zu Ausdruck und Lösungsorientierung

Im genauen und aufmerksamen Zuhören sowie Nachfragen tritt jene Disziplin in den Vordergrund, die sich als erster Zugang in den jeweiligen therapeutischen Prozess eignet: «das Notwendige, das aus der Notenge führt».

Der Atem, die Bewegung, der Körper führen zum Lied, zum Tanz, zum Pinselstrich, werden zum Bewegungs-Ausdruck, werden sichtbar und schenken dadurch die Möglichkeit, neue Lösungen/Lösungswege zu sehen. Dadurch zeigen sich auch der Auftrag (aus dem Problem in die Lösung) und die Verantwortung, wenn die Zeit dafür reif ist, deren Umsetzung aus eigener Kraft zu übernehmen.

Diese Formulierung beinhaltet viel von dem, was ich für mich als therapeutischen Auftrag sehe: Das aufmerksame und zugewandte Zuhören, das Wahrnehmen und Akzeptieren des Menschen, der zu mir findet, die Überzeugung, dass wir unsere eigene Wirklichkeit konstruieren und ich als Therapeutin nur erahnen, nicht wissen kann, was in meinem Gegenüber geschieht, dass ich das Beobachtete und Erahnte mutig anbieten, spiegeln, mitteilen kann und so der Klientin, dem Klienten die Möglichkeit biete, in eigener Verantwortung zu stehen, meine Angebote anzunehmen oder zu verwerfen, mit der Absicht, dass der/die PatientIn seine/ihre Träume, Visionen, Ziele sinnvoll, machbar, authentisch, realistisch sowie zeitlich begrenzt festlegt und in die Tat umsetzt.

Diese Vorgehensweise sowie die darin beschriebene Grundhaltung der Lösungs- und Ressourcenorientierung fliessen heute in jeden meiner Arbeitsbereiche mit ein, insbesondere auch in meine Rolle als Dozentin am Institut CREONDA (www.creonda.ch), an dem ich seit zehn Jahren unterrichte.

Heutige Zusammenarbeit

Heute arbeite ich u.a. als:

Mehr dazu:
Intermediale Kunsttherapie InArtes